Wie kommt es zu einem Magengeschwür?
Kürzlich erhobene Statistiken zeigen die Dringlichkeit zur Handlung und Vorbeugung von Magenproblemen: Rund 37 Prozent aller Freizeitpferde und erschreckende 63 Prozent aller Turnierpferde haben Magengeschwüre. Bei Galopprennpferden offenbaren 90 Prozent die beängstigende Realität. Diese Zahlen verdeutlichen die unbestrittene Tatsache, dass Magengeschwüre bei zahlreichen Pferden unbemerkt bleiben.
1.Stress
Leider ist vor allem Stress der Hauptauslöser für Magengeschwüre oder andere Magenerkrankungen bei Pferden. Pferde sind – wie wir Menschen auch – Gewohnheitstiere und können nur schlecht mit Umstellungen in ihrem täglichen Alltag umgehen. So geraten Pferde schnell in Stress: Ein Pferderennen, ein Turnier, eine Fahrt mit dem Pferdeanhänger, ein Stallwechsel, eine Futterumstellung, ein neues Herdenmitglied, ein häufiger Reiterwechsel. Bei manchen Pferden lösen auch schon temporäre Veränderungen in der direkten Umgebung ein Stressempfinden aus, wie zum Beispiel eine Straßenbaustelle mit starker Geräuschkulisse. All diese Stresssituationen können auslösende Faktoren für die Bildung eines Magengeschwüres beim Pferd sein. Dabei spielt sich folgendes Szenario im Pferdekörper ab: Eine stressbedingte Erhöhung des Blutkortisolspiegels führt zu einer Minderdurchblutung und zu einer Verringerung der Abwehrfähigkeit der Magenschleimhaut. Demnach hat die Magenschleimhaut keinen Schutz und wird von den zersetzenden Magensäften angegriffen.
2.Fütterung
Als weitere Ursache für ein Magengeschwür kann ganz klar die Fütterung gesehen werden. Auch das heutige Pferd ist noch immer als Steppentier zu betrachten und benötigt Raufutter als grundlegendes Fütterungsmittel. Die Magenschleimhaut des Pferdes wird durch zu viel Kraftfutter, zu viele unterschiedliche Ergänzungsfuttermittel und zu wenig Raufutter gereizt. Ebenfalls sind verunreinigtes Futter, eine falsche Fütterungsreihenfolge und zu lange Fresspausen verursachende Faktoren für Magengeschwüre. Bei der Fütterung von Pferden ist stets zu beachten, dass Pferde in der freien Wildbahn ungefähr 16 Stunden am Tag mit fressen und Bewegung beschäftigt sind. Hier dauert eine Fresspause nicht länger als vier Stunden. Auch heute noch sind die Mägen unserer Vierbeiner auf solch ein Fressverhalten ausgerichtet. Um verdauen zu können, produziert der Pferdemagen rund um die Uhr Magensäure. Um eine Übersäuerung des Magens zu verhindern, nimmt das Pferd in der Natur Raufutter zu sich. Dieses Raufutter wird im Maul des Pferdes durch langes Kauen ausreichend eingespeichelt. Durch die kontinuierliche Futteraufnahme produziert das Pferd vermehrt Speichel, der die Magensäure neutralisiert. Das klassische Steppenpferd ist ständig in Bewegung, frisst Raufutter und sein Magen ist dauerhaft mit der Futterverwertung beschäftigt. Dies ist der natürliche Zustand des Pferdemagens. Wenn das Pferd aber nichts mehr zu kauen hat und den Magen nicht mit weiterem Futter füllen kann, greift die Magensäure die Schleimhaut und die Wand des Pferdemagen an. Auf Dauer können Magenschleimhautentzündungen und auch Magengeschwüre entstehen.
3.Haltung
Des Weiteren kann auch eine falsche Haltung zur Entstehung von Magenproblemen und Geschwüren beitragen. Eine reine Stallhaltung ohne direkten Kontakt zu Artgenossen und mangelnder Bewegungsmöglichkeiten ist ebenso ungesund für die physische und psychische Gesundheit deines Pferdes, wie eine Offenstallhaltung in einer zu großen Herde mit ständigem Tierwechsel, Unruhe und zu wenig Futterstellen. Solche Haltungsbedingungen sind nicht optimal für das Pferd und können wiederum Stress auslösen.
4.Training
Auch überanstrengendes Training führt häufig zu einer stressinduzierten Reizung der Magenschleimhaut. Dadurch wird eine Bildung von Magengeschwüren beim Pferd begünstigt. Viele und andauernde Trab- und Galoppintervalle im Training können zu einer Reizung führen, induziert durch Leistungsstress. Die Trab- und Galoppbewegungen erhöhen den Druck im Bauchraum des Pferdes und lassen die Magensaftsäure an die schutzlosen Anteile der Magenwand schwappen. Dieser längere Kontakt von saurem Magensaft und der Magenwand erhöht das Risiko der Magenreizung.
5.Medikamente
Daneben können spezielle schmerz- und entzündungshemmende Medikamente, wie zum Beispiel Phenylbutazon und andere nicht-steroidale Atiphlogistika (NSAIDs) das Auftreten von Magengeschwüren fördern. Der Grund hierfür ist Folgender: Bei längerer Anwendung in hoher Dosierung wird die natürliche Bildung der Magenschleimhaut negativ beeinflusst und die Abwehrmechanismen der Schleimhaut beeinträchtigt. Damit ist der hauseigene Schutz der Magenwand gestört und die Magensäure kann ungehindert die Magenwand angreifen.
6.Kolik
Zuletzt ist eine Kolik eine weitere häufige Ursache von Magengeschwüren beim Pferd. Durch eine Kolik werden gleich mehrere Faktoren gebündelt, welche wiederrum die Bildung von Geschwüren begünstigt. Große Schmerzen während einer Kolik lösen psychischen und physischen Stress beim Pferd aus. Dieser Stress wird durch den längeren Futterentzug im Rahmen der Kolikbehandlung sowie der Verabreichung unterschiedlicher Arzneimittel noch zusätzlich gefördert.
Diagnose von Magengeschwüren beim Pferd
Falls du bereits den Verdacht hast, dass dein Pferd Magenschmerzen haben könnte oder grundsätzlich etwas mit dem Magen deines Pferdes nicht stimmen sollte, dann verständige bitte umgehend deinen Tierarzt. Grundsätzlich gilt, lieber dein Pferd von einem Tierarzt kontrollieren zu lassen, als deinen Vierbeiner unnötig leiden zu lassen. Die unterschiedlichen Anzeichen und Symptome bei Magengeschwüren können recht verlässlich gedeutet werden. Dennoch ist eine fundierte und gesicherte Diagnose eines Magengeschwüres beim Pferd nur mithilfe einer Magenspiegelung, einer sogenannten Gastrokopie möglich. Bei der Magenspiegelung führt der behandelnde Tierarzt einen dünnen Schlauch mit einer Kamera in den Magen ein und untersucht mithilfe des Videos die Magenschleimhaut und den Dünndarm. Anhand dessen können Magengeschwüre erkannt werden und auch der Schweregrad der Erkrankung beurteilt werden. Daraufhin entwickelt dein Tierarzt eine geeignete Therapiemöglichkeit, um dein Pferd schnell wieder auf die Beine bringen zu können.
Eine alternative Untersuchungsmöglichkeit bei Magengeschwüren ist die diagnostische Therapie. Hierfür werden dem Pferd entsprechende Medikamente gegen Magengeschwüre verabreicht. Falls sich die Symptome deines Pferdes daraufhin verbessern sollten, ist es relativ wahrscheinlich, dass dein Pferd unter Magengeschwüren leidet.
Dennoch empfiehlt es sich eine Magenspiegelung durchzuführen, da hier eine eindeutige Gewissheit gegeben werden kann und dein Pferd gegebenenfalls auch vor einer unnötigen Medikamentation bewahrt werden kann. Ebenfalls besteht die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um eine tumoröse Erkrankung des Pferdemagens handeln könnte anstatt um ein Magengeschwür.
Aber hierfür lässt du dich am besten von einem Tierarzt deines Vertrauens behandeln, dieser weiß, was zu tun ist und welche Untersuchung für dein Pferd empfehlenswert ist.
Die Therapie von Magengeschwüren
In der Regel lassen sich Magengeschwüre gut mit Medikamenten behandeln, die den Wirkstoff Omeprazol enthalten. Diese Präparate reduzieren effektiv die Ausschüttung von Magensäure in den Magen. Somit wird ermöglicht, dass sich die bereits gereizte und empfindliche Magenschleimhaut in Ruhe abheilen und sich wieder aufbauen kann. Die medikamentöse Behandlung von Magengeschwüren beim Pferd sind in ihrer Verabreichungsdauer und in ihrem Erfolg vom zugrundeliegenden Schweregrad des Magengeschwürs und der Platzierung im Pferdemagen abhängig. Oftmals vergehen einige Wochen bis die Magengeschwüre bei einem Pferd abgeheilt und austherapiert sind. Grund dafür ist, dass die Magengeschwüre häufig erst verschleppt diagnostiziert werden. Deutlich länger dauert die Behandlung bei einem Magengeschwür, das bereits chronisch geworden ist. Nach erfolgreicher Behandlung des Magengeschwürs empfiehlt es sich, eine Kontroll-Magenspiegelung durchführen zu lassen. Somit wird geprüft, ob sich die Magenschleimhaut deines Pferdes komplett erholt hat und die Magengeschwüre abgeheilt sind. Auf die Behandlung von Magengeschwüren sollte eine gut an das jeweilige Pferd angepasste Fütterung eingeführt werden, Stress vermieden und ein adäquates Training beachtet werden.
Magengeschwüren beim Pferd vorbeugen
Der Auslöser von Magengeschwüren spiegelt sich in der Übersäuerung des Pferdemagens wider. Um jedoch die Ursachen von Übersäuerung dauerhaft zu bekämpfen und zu vermeiden, solltest du als Pferdebesitzer folgende Ebenen optimieren: Die Ernährung, die Haltung und das Training deines Pferdes. Um langfristig die Gesundheit und das Wohl deines Pferdes garantieren zu können, solltest du auf eine möglichst naturnahe Fütterung und Haltung achten. Hier ist auch ganz klar Handlungsbedarf gegeben, denn fast jedes zweite Freizeitpferd leidet unter Magengeschwüren.
Grundsätzlich gilt im Zweifelsfall: Rufe deinen Tierarzt an und beschreibe das Krankheitsbild deines Pferdes. So kann dein Tierarzt entscheiden, wie dringlich die Situation ist.